| Ortskundlicher Arbeitskreis Erzhausen |
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Volkstrauertag 2025
16. November 2025 (alle Bilder Claudia Lange, Werner Schmidt, Rolf Heller) |
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| Volkstrauertag – Ein Tag des Gedenkens und der Mahnung |
Der Volkstrauertag gehört zu den
bedeutsamsten Gedenktagen in Deutschland. Jedes Jahr am vorletzten Sonntag
vor dem ersten Advent hält das Land inne, um der Opfer von Krieg,
Gewaltherrschaft und Terror zu gedenken. Was einst als Erinnerungstag für
die Gefallenen des Ersten Weltkriegs begann, hat sich im Laufe der
Jahrzehnte zu einem Tag entwickelt, der weit über die Vergangenheit
hinausweist – ein Tag, der Verantwortung einfordert und zum Frieden mahnt.Ein Tag mit langer TraditionDer Volkstrauertag wurde bereits 1919 vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge angeregt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt er seinen heutigen Charakter als nationaler Gedenktag. In Kirchen, Rathäusern und an Kriegsgräberstätten treffen sich Menschen, um derer zu gedenken, die ihr Leben durch Krieg und Gewalt verloren haben – Soldaten, Zivilisten, Verfolgte, Deportierte, Flüchtlinge und Opfer politischer Unfreiheit. Die zentrale Feierstunde findet im Deutschen Bundestag statt. Reden hochrangiger politischer Vertreter wechseln sich mit musikalischen Beiträgen und einer Kranzniederlegung ab. Doch es sind vor allem die vielen kleinen, lokalen Gedenkfeiern in Städten und Gemeinden, die diesen Tag tragen und lebendig halten. Gedenken über Generationen hinwegDer Volkstrauertag war nie nur ein ruhiger Blick zurück. Er ist immer auch eine Brücke in die Gegenwart. Die Geschichten der Weltkriege verblassen allmählich, doch ihre Lehren bleiben. Der Tag erinnert daran, dass Frieden nicht selbstverständlich ist – und dass Demokratien verwundbar sind. |
Gerade in einer Zeit, in der wieder Krieg in
Europa herrscht, gewinnt die historische Erfahrung neue Dringlichkeit. Viele
Redner betonen daher die Verantwortung der heutigen Generationen: für
Menschenrechte, Freiheit und ein respektvolles Zusammenleben. Der
Volkstrauertag lädt dazu ein, aus dem Leid früherer Generationen
Orientierung für die Zukunft zu gewinnen.Ein gemeinsames Zeichen für FriedenAn vielen Orten gehört die Kranzniederlegung zu den zentralen Elementen des Volkstrauertags. Sie ist ein symbolischer Akt, der nicht nur Trauer ausdrückt, sondern auch die Hoffnung auf Versöhnung. Besonders eindrucksvoll sind die internationalen Begegnungen, die der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge organisiert: Jugendliche aus verschiedenen Ländern pflegen gemeinsam Kriegsgräber, sprechen über Geschichte und formen neue Freundschaften. Es ist ein praktischer Beitrag zum Frieden – still, aber wirkungsvoll. Aktuelle BedeutungDer Volkstrauertag ist kein nostalgischer Rückblick, sondern ein moderner Gedenktag. Er erinnert uns daran, dass Gewalt und Krieg nicht der Vergangenheit angehören, sondern Menschen auch heute treffen. Er mahnt zu Wachsamkeit gegen Extremismus, Ausgrenzung und Hass. Und er fordert uns auf, die Werte der Demokratie aktiv zu schützen. Der Volkstrauertag ist deshalb ein Tag für alle Generationen – ein Tag der Besinnung, der Verantwortung und der Hoffnung. Ein Tag, der uns ins Gedächtnis ruft, wie kostbar Frieden ist – und wie leicht er verloren gehen kann. |
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Über viele Jahre war der Volkstrauertag in
Erzhausen von Jürgen Best, dem Vorsitzenden des VDK Ortsgruppe Erzhauen,
organisiert worden. Vor zwei Jahren hat sich die Ortsgruppe Erzhausen des
VDK aufgelöst. Dadurch war im vergangenen Jahr 2024 die Feier des
Volkstrauertages hier in Erzhausen erstmals ausgefallen. In diesem Jahr hat Klaus Becker die Organisation des Volkstrauertages übernommen. Er ist Autor des Buches „Orte des Gedenkens“, das vor zwei Jahren erschienen ist und von den drei Kriegsdenkmalen hier an der evangelischen Kirche handelt. Er weist in seinem Buch darauf hin, dass das Kriegsdenkmal ursprünglich eine breitere Bedeutung hatte als an die gefallenen Soldaten zu erinnern, deren Namen später auf den Tafeln angebracht waren. Sie erinnern an die Opfer – und mahnen die Lebenden. Sie bewahren Geschichte, stiften Verantwortung und rufen dazu auf, sich für Frieden, Menschlichkeit und Demokratie einzusetzen.
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Gedenkfeier am Volkstrauertag 16. November
2025
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Artikel von Klaus Becker (OAK) im Erzhäuser Anzeiger vom 20. November 2025 |
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Artikel von Klaus Becker (OAK) im Erzhäuser Anzeiger vom 20. November 2025 |
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| Beginn der Veranstaltung in der Kirche: |
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| Um 10 Uhr begann die Veranstaltung mit Orgelmusik, gespielt vom Organisten Herrn van Hees. Darauf folgte ein Liedvortrag des Männergesangvereins MGV Sängerbund-Sängerlust unter der Leitung von Paul Weber: |
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| Ansprache von Bürgermeisterin Claudia Lange in der Kirche: |
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Gedenkfeier am
Volkstrauertag „Freiheit gelingt nur, wenn sie nicht rücksichtslos ist, sondern im Bewusstsein unserer Verantwortung füreinander gelebt wird. Dauerhaften Frieden gibt es nur in Freiheit.“ (Wolfgang Schneiderhan, Präsident des Volksbundes deutscher Kriegsgräberfürsorge e.V.)
1. Gedenkfeier in der Kirche: Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, Wir haben uns heute, am Volkstrauertag, hier in der Kirche zusammengefunden, um der Gefallenen der beiden Weltkriege, der Kriegstoten und der Opfer von Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu gedenken. Ich danke sehr herzlich Klaus Becker für die Organisation und den Schülern und Schülerinnen der Hessenwaldschule, dass sie, schon traditionell,an der Gestaltung des Volkstrauertages aktiv mitwirken. Der evangelischen Kirche danke ich, dass sie uns wieder ihre Räumlichkeiten öffnet und dem Organisten sowie dem Männergesangsverein Sängerbund-Sängerlust für ihre musikalische Begleitung dieser Gedenkstunde. So ist es möglich, diese wichtige Veranstaltung fortzuführen, die über viele Jahre - bis zu seiner Auflösung vor zwei Jahren - der VdK Ortsverband Erzhausen organisiert hat. Klaus Becker ist Autor des Buches „Orte des Gedenkens“, das vor zwei Jahren erschienen ist und von den drei Kriegsdenkmalen hier an der evangelischen Kirche handelt. Er weist in seinem Buch darauf hin, dass das Kriegsdenkmal, an dem wir nachher die Kränze niederlegen werden, ursprünglich eine breitere Bedeutung hatte als an die gefallenen Soldaten zu erinnern, deren Namen später auf den Tafeln angebracht waren. Auch die Bedeutung des Volkstrauertages ist weiter, dies wird in der 2025 vom Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier aktualisierten offiziellen Fassung zum Totengedenken deutlich: Wir denken heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker. Wir gedenken der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren. Wir gedenken derer, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren, etwa wegen ihrer geschlechtlichen oder sexuellen Identität, oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde. Wir gedenken derer, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten. Wir trauern um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten, Polizisten und anderen Einsatzkräfte, die im Einsatz für unser Land ihr Leben verloren. Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt Opfer geworden sind. Wir gedenken der Opfer von Terrorismus und Extremismus, Antisemitismus und Rassismus in unserem Land. Wir trauern mit allen, die Leid tragen um die Toten, und teilen ihren Schmerz. Aber unser Leben steht im Zeichen der Hoffnung auf Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt. Bei der Vorbereitung auf diese Ansprache bin ich unter anderem auf das Geleitwort des Präsidenten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. Wolfgang Schneiderhan gestoßen. Dessen Worte sprechen mir inhaltlich so aus dem Herzen und empfinde ich so klar und verständlich formuliert, dass ich dieses Geleitwort hier in meiner Ansprache wörtlich wiedergeben möchte: Zum Geleit Vor 80 Jahren endete der Zweite Weltkrieg, das in der Gewaltgeschichte dieser Welt wohl größte Unglück für die Menschheit. Rund 3,5 Prozent aller damals lebenden Menschen auf diesem Globus kamen um. Es bietet sich heutzutage vielleicht die letzte Gelegenheit, gemeinsam mit jenen zu gedenken, die den Mai 1945 noch selbst erlebt haben. Diese Möglichkeit dürfen wir nicht verstreichen lassen. Nach dem verbrecherischen Angriffs- und Vernichtungskrieg Deutschlands lagen 1945 weite Teile Europas in Trümmern. Aus Büchern und Berichten, aber auch aus persönlichen Gesprächen, erreichen uns Erzählungen von Verlust und Angst, aber auch von zaghafter Hoffnung, über denen meist die Unsicherheit über die Zukunft schwebte. »Freiheit gelingt nur, wenn sie nicht rücksichtslos ist, sondern im Bewusstsein unserer Verantwortung füreinander gelebt wird.« Zunächst im westlichen Teil und ab 1989/90 in einem wiedervereinten Deutschland haben wir das Geschenk der Freiheit erhalten. Seit einigen Jahren erleben wir jedoch wieder eine Zeit vermehrter Unsicherheit. Die Aggression des Diktators Putin stellt uns vor nie da gewesene Herausforderungen, die Nachrichten aus dem Nahen Osten sind weiterhin bedrückend und auch im Verhältnis zu den USA – unserem Verbündeten, der Deutschland nach 1945 so sehr unterstützt hat – erleben wir Spannungen, die wir uns vor einiger Zeit noch nicht hätten vorstellen können. Diese Unsicherheit pflanzt sich fort in unserer Gesellschaft. Wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme erzeugen Frustration und verleiten dazu, nicht nach Lösungen und Kompromissen zu suchen, sondern anderen die Schuld dafür zu geben. Wir beobachten dabei nicht nur die Konflikte außerhalb unseres Landes, nein, auch im Inneren streitet man sich heftiger als früher. Doch wenn sich jeder nur auf sich und seine Interessengruppe beschränkt, dann gewinnen die Feinde der Demokratie. wir alle brauchen einander und wir brauchen ein Miteinander. Freiheit gelingt nur, wenn sie nicht rücksichtslos ist, sondern im Bewusstsein unserer Verantwortung füreinander gelebt wird. Etwas Gutes tun, ohne gleich dafür einen Lohn zu erwarten: Das ist der Klebstoff, der unsere Gesellschaft zusammenhält. Viele Menschen haben diesen Gemeinsinn glücklicherweise noch nicht vergessen. Sie engagieren sich ehrenamtlich in Vereinen und in Bürgerinitiativen, sie dienen in Uniform für das Gemeinwohl, sie helfen karitativ und sind Förderer sozialer, humanitärer oder kultureller Aufgaben. Kriegsgräberfürsorge ist so ein Projekt, wo Menschen Gutes tun und Gutes bewirken können. Tausende von deutschen Kriegsgräberstätten im In- und Ausland zeigen uns nämlich, was Krieg in seiner letzten Konsequenz für unser eigenes Land bedeutet. Die Antwort darauf heißt jedoch nicht Frieden um jeden Preis. Die Antwort heißt vielleicht besser: Friedfertigkeit im eigenen Haus und Wehrhaftigkeit nach außen, damit auf diesen beiden demokratischen Säulen ein wahrer Frieden in Freiheit gedeihen kann. Das ist auch die Botschaft der deutschen Kriegsgräberfürsorge. Seit über 100 Jahren hat der Volksbund die Aufgabe, Gräber zu pflegen und die Erinnerung an die Kriegstoten wachzuhalten. Den einzelnen Kriegstoten aus der Anonymität zu holen und heute noch für eine würdige Bestattung zu sorgen, ist dem Verein weiterhin überragender humanitärer Antrieb. Unsere Bildungs- und Jugendarbeit erreicht jedes Jahr über 30 000 junge Menschen. Wir erzählen dabei keine allgemeine Kriegsgeschichte, sondern Geschichten von dem, was der Krieg mit Menschen macht und was Menschen im Krieg gemacht haben. So wird die persönliche Auseinandersetzung mit dem einzelnen Grab zu einer eindringlichen Aufforderung zum Nachdenken. Was ist passiert? Warum ist etwas passiert? Welche Verantwortung trage ich für mich und andere? Diese Verantwortung ist nicht Bürde oder Last, sondern sie ist Angebot und Aufforderung zugleich, die eigene Freiheit und die unseres Landes zu gestalten. Kriegsgräber sind daher keine toten Monumente, sondern lebendige Orte des Erinnerns. Hier lernen wir: Freiheit fußt auf Verantwortung und dauerhaften Frieden gibt es nur in Freiheit. Das ist die Lektion aus dem 8. Mai 1945, auch 80 Jahre danach. Diese Worte von Herrn Schneiderhan unterstreichen die Bedeutung, die der Arbeit der Hessenwaldschule und dem Beitrag der Schülerinnen und Schüler zu diesem Volkstrauertag zukommt. Darum möchte ich jetzt Euch zu Wort kommen lassen und direkt an Euch übergeben. Schön, dass Ihr Euch mit diesem Thema so intensiv befasst habt. |
| Ansprachen von Schülern der HWS: |
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Christopher: Heute ist Volkstrauertag. Ein Tag, an dem wir innehalten - und an die Menschen denken, die durch Krieg, Gewalt und Hass ihr Leben verloren haben. Wir stehen hier in Erzhausen, mehr als 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, und fragen uns: Warum ist es wichtig, sich noch daran zu erinnern? |
Philipp: Vielleicht denken manche: „Das ist doch lange her. Das hat mit uns Jugendlichen nichts mehr zu tun." Aber wenn wir ehrlich sind - die Themen sind nicht weg. Auch heute erleben wir, wie Menschen vertrieben werden, wie Bomben fallen, wie Familien auseinandergerissen werden. Nur diesmal sehen wir es auf unseren Handys, in den Nachrichten, auf TikTok. Der Krieg ist nicht Geschichte - er ist wieder da. |
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Lasst uns also heute nicht nur zurückblicken, sondern auch nach vorne. Lasst uns an die denken, die gestorben sind - und an die, die heute noch leiden. Und lasst uns gemeinsam dafür einstehen, dass Frieden bleibt - hier, in Europa und überall. Jetzt wollen wir gemeinsam still sein - in Erinnerung und in Hoffnung. (Schweigeminute) |
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Es folgte der zweite
Liedvortrag des Männergesangvereins MGV Sängerbund-Sängerlust unter der Leitung von Paul Weber: |
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Bürgermeisterin Claudia Lange dankte dem MGV
für seine Gesangsbeiträge sowie allen anderen Aktiven für ihre Mitarbeit bei der Vorbereitung und Durchführung der Volkstrauertags-Veranstaltung: |
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Die Feier in der Kirche endete nun
mit einem weiteren Musikvortrag des Organisten Van Hees: |
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Es folgte nun die Kranzniederlegung bei den
Denkmalen vor der Kirche: Tanja
Launer und Claudia Lange legten einen Kranz im Namen der |
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Auch die Freiwillige Feuerwehr Erzhausen war mit einer Ehrenabordnung vertreten:
Vom DRK Ortsgruppe Erzhausen waren drei
Mitglieder
Den Abschluss bildete eine letzte Gesangsdarbietung des Männergesangvereins:
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