Ortskundlicher Arbeitskreis Erzhausen
 



Buchvorstellung:

J. Friedrich Battenberg

Ein Hessischer Pfarrer zwischen Anpassung und Widerstand

11. November 2025
Evangelische Kirche Erzhausen

 
Auszug aus dem neuen Buch von Prof. Battenberg, Kapitel 1:
"Einleitende Vorbemerkungen"

Erzhausen ist geradezu ein Musterbeispiel, mit dem demokratische
Fehlentwicklungen in der Geschichte sichtbar gemacht werden können:

Ein Dorf, dessen Politik von starken sozialistischen Kräften bestimmt und gegen konservativ-nationalistische Einflüsterungen gewappnet schien, und in dem noch 1934 zur Verteidigung Pfarrer Siegfried Werners vorgebracht wurde, dass der größte Teil der Gemeinde […] hinter Herrn Pfarrer und nicht hinter einigen Nationalsozialisten [stehe], die das ganze Jahr keinen Pfarrer brauchen, sollte eigentlich genügend Widerstandskräfte gegen die Verlockungen des Hitler-Regimes mitgebracht haben.

Doch gerade hier funktionierte das perfide System der sukzessiven „Gleichschaltung“ aller gesellschaftlichen Gruppierungen, der „Ordnung“ des auf Sicherheit hoffenden Gemeinwesens. Nicht alles lässt sich dabei eindeutig bewerten, da Menschen mit all ihren unterschiedlichen Motiven und Gefühlslagen beteiligt waren.

Bei der in der Rückschau der Nachgeborenen möglichen Bewertung der historischen Vorgänge können deshalb auch nicht alle Spannungen und Widersprüche aufgelöst werden; im Gegenteil:
Widersprüche und Dissonanzen müssen sichtbar gemacht werden, wie es der Münchner Zeithistoriker Michael Wildt in Bezug auf das Ende der Weimarer Republik formuliert.

Die politische Rolle des Erzhäuser Pfarrers, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg einem „Spruchkammerverfahren“ der Alliierten unterziehen musste, lässt sich deshalb auch nicht eindeutig bewerten. Während er in dem zitierten Bericht von 1934 als jemand bezeichnet wurde, der zwar seine Pflicht der Kirche gegenüber erfüllen wollte, der doch trotzdem noch ein guter Nationalsozialist sei, so wird hier der Zwiespalt deutlich, dem sich der Autor des Berichts bewusst war.

Als nach dem Krieg Peter Paul Köhres aus Erzhausen über den Pfarrer äußert, dass dieser unverblümt seine Kritik und seinen Gegensatz zur NSDAP zum Ausdruck gebracht habe, weil er erkannt habe, dass der Antichrist im Dritten Reich viel schlimmer und gefährlicher sei als vor 1933, so brachte er damit eine andere Seite des Gemeindepfarrers zum Ausdruck.

 
Ablaufplan:

 
 
Bericht von Klaus Becker (OAK Erzhausen)
im Erzhäuser Anzeiger vom 20. November 2025:
 

Die ersten Gäste kommen, die Erzhäuser Kirche füllt sich allmählich:

Frau Ela Niemuth, 1. Vorsitzende des Kirchenvorstandes der Evangelischen
Kirche Erzhausen, begrüßt die Gäste. Sie freute sich, dass diese Buchvorstellung
hier in der Kirche stattfindet, das Thema des Buches passe doch sehr gut hierher:

Klaus Becker (Ortskundlicher Arbeitskreis Erzhausen) hatte die Moderation der heutigen
Buchvorstellung übernommen. Er eröffnete die Veranstaltung und begrüßte ebenfalls alle Gäste:

Er übergab das Wort an Hans Schmidt (OAK), der einen
einleitenden Vortrag mit dem Thema „Demokratie in Gefahr?“ hielt.
Mit einigen historischen Bilddokumenten verdeutlichte er, wie rasant
die Nazis nach 1933 die Macht in Erzhausen übernommen hatten:

Das hat es tatsächlich gegeben:
In einem Weihnachtsgedicht eines Erzhäusers wird
Hitler in einem Atemzug mit Christus genannt:

Danach begann Prof. Battenberg mit seinem Vortrag, in dem er detailliert sein neues Buch vorstellte. Er bedankte
sich zu Beginn vor allem bei Hans Schmidt, der ihm viele Informationen geliefert und auch wichtige Anregungen
gab, die schließlich dazu führten, dass Prof. Battenberg mit dem Buch über Pfarrer Werner begann:

Prof. Dr. J. Friedrich Battenberg konzentriert und engagiert bei seinem Vortrag:

Text der Erklärung Pfarrer Werners:

Anlage zu Frage 118

Außer den Predigten und Reden, die mein Dienst mit sich bringt als evangelischer Pfarrer habe ich keine Reden oder Vorlesungen etc. gehalten.

Vor allen Dingen habe ich niemals politische Reden gehalten, auch mich niemals in der Öffentlichkeit politisch betätigt, da ich das mit meinem Dienst als Pfarrer und Seelsorger für unvereinbar halte. Desgleichen habe ich keinerlei politische Schriften oder Artikel etc. veröffentlicht.

Auf kirchlichem Gebiet habe ich in kirchengeschichtlichen Zeitschriften, von dem verstorbenen Prälaten Dr. Wilhelm Diehl in Darmstadt herausgegeben, mitgearbeitet. Unter den Hessischen Volksbüchern, die der gleiche Prälat herausgab, habe ich unter dem Titel „Jugenderinnerungen“ die Lebenserinnerungen meines Großonkels Pfarrer Wilhelm Urich aus der Zeit von 1825 – 1850 veröffentlicht (No. 92 der Hessischen Volksbücher).

Zeugenaussage Peter Paul Köhres im Spruchkammerverfahren gegen Pfarrer Werner,
9. September 1946 (HStAW, 520/02 Nr. 3165, Dok. 37)

Nachdem Prof. Battenberg seinen Vortrag beendet
hatte, begann eine lebhafte Diskussionsrunde:

Draußen vor der Kirchentür begannen Frau Gitta Weber und Frau Dorothee Krüger
mit dem Verkauf des neuen Buches. Direkt nach dem Kauf konnte man sich auch
eine persönliche Widmung von Prof. Battenberg in das Buch schreiben lassen::

 

Professor Dr. Friedrich Battenbergs Buch „Ein hessischer Pfarrer zwischen Anpassung und Widerstand – Hintergründe, Voraussetzungen und Folgen des Wirkens des Pfarrers Siegfried Werner in Erzhausen in den Jahren 1928-1934“ ist in Erzhäuser Geschäften zum Preis von 10.- Euro erhältlich.


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