Ortskundlicher Arbeitskreis Erzhausen |
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Buchvorstellung: Als die Amis kamen
25. März 2025 |
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Der Thementag am 25. März 2025 |
Am 25. März 1945 marschierten die Amerikaner in Erzhausen ein. Für Erzhausen war damit der Zweite Weltkrieg zu Ende, fast drei Wochen vor der endgültigen deutschen Kapitulation am 8. Mai 1945. Etwa 50 Jahre später, im Jahr 1996, hatte Hans Schmidt vom Ortskundlichen Arbeitskreis Erzhausen ein Buch herausgebracht mit dem Titel „Als die Amis kamen“. Darin wurde vom Einmarsch der Amerikaner in Erzhausen am 25. März 1945 berichtet, viele Zeitzeugen erzählten sehr ausführlich von ihren Erlebnissen während und nach dem Zweiten Weltkrieg. Anlässlich des 80. Jahrestages des Einmarschs der Amerikaner hat der Ortskundliche Arbeitskreis Erzhausen nun eine korrigierte, erweiterte und ergänzte Fassung dieses Buches herausgebracht. Am 25.3.2025 fand in Erzhausen ein Thementag in der Hessenwaldschule und im Dorfmuseum zum Einmarsch der Amerikaner in Erzhausen am 25.3.1945 statt. An der Hessenwaldschule (Schüler aus Erzhausen, Gräfenhausen und Wixhausen) berichteten am Vormittag des 25.3. der Zeitzeuge Peter Schmidt (Darmstadt) über die Zerstörung Darmstadts am 11. September 1944, und der Zeitzeuge Hans Schmidt (Erzhausen) über den Einmarsch der Amerikaner in Erzhausen. (Über die Veranstaltung in der Hessenwaldschule gibt es einen separaten Bericht, den man bei Interesse über diesen Link erreichen kann: |
Am gleiche Tag, also am 23. März 2025, abends um 19 Uhr, wurde dann das neu herausgebrachte Buch im Dorfmuseum vorgestellt. In dieser Veranstaltung standen die Zeitzeugenberichte und die Empfindungen der Menschen damals im Mittelpunkt. „Was lösen Erinnerungen an damals bei der Kriegs- und Nachkriegsgeneration aus?" hieß die Themenstellung. Die Kriegshandlungen waren für Erzhausen vorbei, aber nicht der Krieg in Deutschland. Die Amerikaner waren am 25.3.45 zunächst Feinde und Besatzer, gegen die noch Familienangehörige kämpfen mussten – Freunde wurden sie erst später in einem langsamen Annäherungsprozess. Es folgten 80 Friedensjahre, die wir mit demokratischen Errungenschaften und einem damals unvorstellbaren Wohlstand verbinden. Nur bedürfen diese Errungenschaften der stetigen Vergewisserung, Wertschätzung und Verteidigung – gerade in der heutigen Zeit. Daher gab es diesen Themenabend verbunden mit der Vorstellung der Neuauflage des überarbeiteten Buches von 1996. Neben dem Vortrag von Hans Schmidt, in dem er viele Details aus dem Buch ausführlich beschrieb, gab es eine Video-Grußbotschaft von Ministerin Heike Hofmann, einen bemerkenswerten Vortrag unserer Bürgermeisterin Claudia Lange und eine sehr engagierte Diskussion am Ende der Veranstaltung.
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Artikel von Marco Trotta im
Darmstädter Echo vom 15. März 2025: |
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Die Veranstaltung
sollte um 19 Uhr im Museum beginnen. Noch 15 Minuten vorher dachte man, heute würden
nicht so viele kommen. Aber dann um 19 Uhr strömten plötzlich die Besucher,
schnell waren die vorbereiteten Plätze vergeben. Jetzt mussten sogar noch
einige zusätzliche Stühle hereingeschafft werden. So voll war dieser Raum
noch nicht gewesen: |
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Eröffnung
Alle Gäste hatten einen
Platz gefunden, nach anfänglich lautem Geräuschpegel war es ruhiger
geworden. Gerhard Kraft, der die Moderation der heutigen Veranstaltung
übernommen hatte, begrüßte die Besucher und wünschte einen interessanten
Abend: |
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Grußbotschaft von Heike Hofmann Heike Hofmann, Hessische Ministerin für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales, konnte wegen anderer Termine leider nicht kommen. Sie hatte stattdessen eine Video-Botschaft geschickt, die nun mit einem Beamer auf die Leinwand projiziert wurde. Sie erinnerte an die Erstausgabe des Buches „Als die Amis kamen“ im Jahr 1996, in dem viele Geschichten und Erlebnisse von Zeitzeugen aus der Zeit vor 80 Jahren festgehalten sind. Und sie bedankte sich bei Hans Schmidt für die zweite, verbesserte, korrigierte und ergänzte Neuausgabe des Buches, das an diesem Abend vorgestellt wurde. Sie betonte, dass nicht nur die Erinnerung an die schlimmen Geschehnisse wach gehalten werden soll, es soll auch vor den Kräften gewarnt werden, die diesen Krieg herbeigeführt hatten, den nationalsozialistischen Machthabern. Auch heute gibt es wieder Kräfte, die Hass, Hetze und Menschenfeindlichkeit säen. Deshalb ist es wichtig, dass man aus der Vergangenheit lernt und sich diesen Kräften mit aller Macht entgegensetzt. In 80 Jahren werden wir zurück blicken und sagen können, die Menschen von damals haben unsere Demokratie verteidigt. Vielen Dank für Ihr
Engagement! |
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Vortrag Claudia Lange Es folgte nun ein Redebeitrag unserer Bürgermeisterin Claudia Lange. Sie selbst hat den Krieg und die Zeit um das Kriegsende 1945 nicht erlebt, aber ihr Vater hat ihr berichtet, dass er miterleben musste, wie die Nachbarn von Russen erschossen wurden. Und sie war vor einiger Zeit in unserer Partnerstadt Ivanychi in der Ukraine und hat dort miterlebt, wie das tägliche Leben durch den Krieg mit Russland dramatisch verändert wird. Keller sind zu Luftschutzkellern umgebaut, Kinder müssen täglich bei Luftalarm aus den Schulräumen in diese Keller flüchten, wo sie weiterlernen müssen. Wir müssen unsere Kinder so erziehen und ausbilden, dass jeder so leben kann, wie er es sich erträumt und wünscht. |
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Moderator Gerhard Kraft
wies nun auf einige Details in der Neuauflage des Buches hin. Das alte
Vorwort von 1996 von Prof. Dr. Fritz Kallenberg ist natürlich so
geblieben. Hinzugekommen ist ein Vorwort von Hans Schmidt, in dem er die
Gründe für die Nauauflage darstellt. In einem weiteren, neuen Vorwort,
geschrieben von Klaus Becker und Gerhard Kraft, weisen die beiden Autoren
darauf hin, dass dieses Buch „dazu beitragen soll, dass wir uns auch heute
mit Zuversicht den Gefahren, denen unsere Demokratie ausgesetzt ist,
entgegenstellen können ... Die Auseinandersetzung mit dem Kriegsende
erinnert daran, dass jeder Einzelne mit seinem tagtäglichen Tun dazu
beitragen sollte, eine Gesellschaft zu schaffen, die auf Respekt,
Menschenrechten und Toleranz basiert.“ |
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Hans Schmidt In dieser Veranstaltung des Ortskundlichen Arbeitskreises sollen die Zeitzeugenberichte und die Empfindungen der Menschen damals im Mittelpunkt stehen. „Was lösen Erinnerungen an damals bei der Kriegs- und Nachkriegsgeneration aus?" heißt die Themenstellung. Die Kriegshandlungen waren für Erzhausen vorbei, aber nicht der Krieg in Deutschland. Die Amerikaner waren am 25.3.45 zunächst Feinde und Besatzer, gegen die noch Familienangehörige kämpfen mussten – Freunde wurden sie erst später in einem langsamen Annäherungsprozess. Es folgten 80 Friedensjahre, die wir mit demokratischen Errungenschaften und einem damals unvorstellbaren Wohlstand verbinden. Nur bedürfen diese Errungenschaften der stetigen Vergewisserung, Wertschätzung und Verteidigung – gerade heute.In seinem Vortrag ging
Hans Schmidt auf einige Kapitel in dem neuen Buch detailliert ein. Fünf
Millionen Deutsche sind im Zweiten Weltkrieg gefallen, das hat auch Spuren
in Erzhausen hinterlassen. In einem Bild von der Musterung junger Erzhäuser
Männer wird gezeigt, dass drei von zehn Männern nicht mehr aus dem Krieg
zurückkamen. |
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Der Vortrag von Hans
Schmidt hatte eine gute Stunde gedauert, er hatte eine Fülle von spannenden
Themen angesprochen und viele interessante Bildern gezeigt. Jetzt brauchten
die Zuhörer erst mal eine Entspannung, es gab deshalb nun eine Pause mit
einem Gläschen Wein und spontanen Gesprächen zu dem gerade Gehörten. |
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In den Gesprächen während der Pause hatten sich doch etliche Fragen aufgetan und angesammelt. Da war es gut, dass Moderator Gerhard Kraft zu einer Diskussionsrunde rief. „Hans Schmidt lädt ein!“ nannte er das, womit er wohl meinte, dass man Fragen stellen und Hans Schmidt darauf antworten solle. Das klappte auch gleich hervorragend, es kamen viele interessante Fragen und Rede- und Diskussionsbeiträge aus dem noch anwesenden Publikum, hier in Kürze einige Beispiele: Die Nazis haben in nur drei Monaten die Macht in Erzhausen übernommen. Auch heute kann man beobachten, wie schnell solche Änderungen ablaufen, wie zum Beispiel in den USA. In Deutschland müssen wir ebenfalls aufpassen, dass bestimmte Gruppen nicht an die Macht kommen. Aber nur aufpassen reicht nicht, gerade Jugendliche sind in großer Zahl für diese rechtsradikale Gruppen, die ihnen sagen „Ihr wollt die Welt retten, kümmert euch doch erst mal um Deutschland.“ Im Erzhäuser Parlament ist das noch kein Problem, im Kreistag sieht es schon anders aus. Alle rufen nach der politischen Mitte, aber Reiche werden reicher und Arme werden ärmer. Diese Diskussionsrunde lief über eine Stunde. Dann dankte Moderator Gerhard Kraft für die engagierten Beiträge und nachdenklichen Worte aus dem Publikum und wünschte allen einen angenehmen Nachhauseweg. |
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