Ortskundlicher Arbeitskreis
Großes Glockenläuten
zur Erinnerung an das Kriegsende
Mittwoch 8. Mai 2024 ab 18:45 Uhr

„Tag der Befreiung“, „Tag der bedingungslosen Kapitulation“ oder auch „Tag des Sieges“: Heute vor 79 Jahren wurde mit der Kapitulation der deutschen Wehrmacht am 8. Mai 1945 der Zweite Weltkrieg beendet. Zur Erinnerung an diesen Tag hat Hans Schmidt vom Ortskundlichen Arbeitskreis eine Gedenkveranstaltung ins Leben gerufen. Jedes Jahr am 8. Mai treffen sich Erzhäuser Bürgerinnen und Bürger vor der Evangelischen Kirche. Bei kurzen Ansprachen und mit dem großen Geläut der Kirchenglocken soll an den 8. Mai 1945 erinnert werden.
 
Um 18:45 Uhr sollte die Veranstaltung beginnen, doch noch war es sehr
ruhig, nur wenige Gäste waren bis zu diesem Zeitpunkt gekommen:

Doch so langsam stellten sich einige Teilnehmer ein:

Der Gesangverein Germania Eintracht hatte sich bereits im Kircheninnern „warmgesungen“, nun kamen die Sängerinnen und Sänger zusammen mit ihrem Chorleiter Wolfgang Demmel heraus, Wolfgang Demmel baute sein Keyboard auf:

Letzte organisatorische Absprachen vor dem Beginn:

Der Hausherr Pfarrer Marcus-Stefan Großkopf begrüßte die Gäste und reichte das Mikrofon gleich weiter an Bürgermeisterin Claudia Lange, die sofort mit ihrer Ansprache begann:

Liebe Erzhäuserinnen und Erzhäuser,
Liebe Chorgemeinschaft Germania,
Wir sind heute hier zusammen gekommen, um an das Ende des 2. Weltkrieges am 8. Mai 1945 zu erinnern. An diesem Tag kapitulierte die deutsche Wehrmacht. Dieser Tag markiert damit gleichzeitig den Neuanfang und die Befreiung von Krieg und Nationalsozialismus.

Seit 2020 haben wir in Erzhausen jährlich am 8. Mai eine Zusammenkunft vor der evangelischen Kirche und halten inne. Hans Schmidt initiierte dieses Gedenken, um auch hier in Erzhausen 75 Jahren Frieden in Deutschland und in Europa zu gedenken.

An diesen Gedenktagen sind wir uns bewusst geworden, was der 8. Mai 1945 für Erzhausen und für unsere Eltern und Großeltern in Erzhausen bedeutete. Einerseits standen die Menschen hier vor Ort vor dem Nichts. Nicht nur materiell. Wofür hatten sie sich eingesetzt? Wofür waren ihre Männer, Väter und Söhne in den Krieg gezogen, teils gefallen oder in Gefangenschaft geraten? Viele Hoffnungen und Erwartungen, viele Werte und Überzeugungen fielen in sich zusammen.

Und dann gab es die andere Seite. Aus den historischen Dokumenten von Erzhausen und aus den Erzählungenvon Zeitzeugen kann man die große Erleichterung erkennen, die sich bei den Erzhäusern mit dem Ende des Krieges verband. Die Angst vor Bombenangriffen war vorbei. Die Amerikaner kamen nach Erzhausen. Sie wurden als Befreier dankbar empfangen. Auch wenn einige ihre Häuser für die Amerikaner für längere Zeit räumen mussten.

In den Jahren danach, wurde Erzhausen wieder aufgebaut. Ende der Fünfziger, Anfang der Sechziger, kamen die Vertriebenen nach Erzhausen, fanden hier eine Wohnung, später einen Bauplatz und gründeten hier ihren Lebensmittelpunkt. Seit über sechzig Jahren leben sie hier, haben Enkel und Urenkel in Erzhausen und in ganz Deutschland verteilt. In den Sechzigern kamen die Gastarbeiter aus der Türkei, aus Spanien oder Italien und fanden hier ihr Zuhause.

Erzhausen ist eine Gemeinde, in der die Bürgerinnen und Bürger ihre Wurzeln in vielen verschiedenen Ländern haben. Viele haben einen Flucht-Hintergrund in ihrer Familiengeschichte.
Dadurch gibt es in Erzhausen eine große Offenheit und Hilfsbereitschaft gegenüber Menschen, die aus Krisengebieten zu uns kommen. Das konnte  man besonders nach dem völkerrechtswidrigen Überfall Russlands in der Ukraine sehen. Es gab eine große Hilfsbereitschaft und die Bereitschaft, Unterkünfte zur Verfügung zu stellen. Und, wie früher auch, geben viele Flüchtlinge Erzhausen etwas zurück. Sie engagieren sich bei der Beladung von Hilfstransporten in die Ukraine und arbeiten in sozialen Einrichtungen. Diese Gegenseitigkeit und gegenseitige Akzeptanz ist wichtig für eine funktionierende Gemeinschaft.

Aber zurück zum 8. Mai 1945. Der 8. Mai ist auch der Tag, an dem wir der Opfer des zweiten Weltkrieges und der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gedenken. Wir bewahren ihre Geschichte, sprechen darüber und versichern uns, aktiv gegen jede Form von Extremismus, Ausgrenzung und Diskriminierung einzustehen. Wir haben den Opfern gegenüber, ihren Nachkommen und unseren Kindern gegenüber die Verantwortung, uns für Menschlichkeit, Respekt und Solidarität einzusetzen, sie zu stärken und auszubauen. Wir haben die Verantwortung, uns für eine bessere Zukunft einzusetzen.

Nach den schrecklichen Erfahrungen des Krieges entstand die Idee eines geeinten Europas, das auf gemeinsamen Werten und einer engen Zusammenarbeit basiert. Die Gründung der Europäischen Union war ein Schritt hin zu einer friedlicheren, sichereren Zukunft für die europäischen Völker. Das vereinte Europa hat uns viele Freiheiten gebracht. Die Reisefreiheit, die Freiheit, in den EU-Ländern zu arbeiten, zu wohnen, die Ausbildung zu machen. Es hat Handelsbarrieren abgebaut, eine einheitliche Währung und Wohlstand gebracht.

Jetzt steht Europa unter Druck, von innen und von außen. Darum ist es wichtig, in der bevorstehenden Wahl am 9.6.2024, in einem Monat, die demokratischen Prinzipien zu stärken und Ja zu einem starken Europa zu sagen. Indem Sie, die Bürgerinnen und Bürger an der Wahl teilnehmen, tragen sie zur Stärkung einer friedlichen und solidarischen Europäischen Union bei. Gehen Sie zur Wahl und setzen Sie sich für ein starkes, freies, solidarisches und demokratisches Europa ein.

Auch Hans Schmidt hielt eine kurze Ansprache. Mit dieser Gedenkveranstaltung soll auch bewusst gemacht werden, dass die Zeit nach 1945 die längste Friedensperiode in der Geschichte Deutschlands ist, dass dieser Friede aber fragil ist und wir alles tun müssen, diesen Frieden zu bewahren.

 

Der Chorleiter der Germania Eintracht Wolfgang Demmel gab ein paar Erläuterungen
zu dem Gesangsvortrag, der nun beginnen sollte. Hier seine Ansprache:

Liebe Bürgerinnen und Bürger von Erzhausen,

Wir feiern heute den 79. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus, und ich bin dankbar, dass wir heute diesen Feiertag mit unserem Gesang würdigen dürfen.

Unser Chor Germania Eintracht der Sportvereinigung Erzhausen ist in diesem Jahr 149 Jahre und wir wollen im nächsten Jahr das 150-jährige Bestehen des Chores feiern. Dazu wollen wir u. a. am 25. Mai 2025 ein großes Jubiläumskonzert veranstalten, zu dem wir Sie schon heute recht herzlich einladen möchten.

Für unser erstes Lied habe ich nach der Melodie „Conquest of Paradise“ einen Text verfasst, der für alle eine Mahnung und zum Nachdenken ist. Ich möchte Ihnen diesen Text vorlesen:

Ein Paradies könnt die Erde sein,
voll Harmonie und voll Glück,
ein liebes Wort, wenn auch noch so klein,
ein Strahlen in deinem Blick.

Die Freiheit flöge von Ort zu Ort,
wenn Grenzen nicht mehr besteh´n,
der Friede pflanzt sich fort und fort,
wenn wir den anderen versteh´n.

Lasst Brücken uns bau´n,
Menschen vertrau´n,
Frieden bewahren!

 

Nachdem der Chor gesungen hatte, begann das Große Geläut
der Evangelischen Kirche für etwa 5 Minuten zu läuten:

Dann sangen alle gemeinsam das Lied „Die Gedanken sind frei“
(Während der ursprüngliche Text wohl vor 1800 entstanden ist, gehen heutige Fassungen
auf die 1842 durch
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben geschaffene Version zurück.)

Diese Veranstaltung wird getragen durch (von links):

Evangelische Kirchengemeinde (Pfarrer Marcus-Stefan Großkopf),
Partnerschaftsverein (Hubertus Riedl),
Gemeinde Erzhausen (Bürgermeisterin Claudia Lange),
Ortskundlicher Arbeitskreis (Hans Schmidt) und
Katholische Kirchengemeinde (Pfarrvikar Elmar Jung):

 
Diesmal war die Beteiligung leider recht schwach  -  vielleicht wegen der „Konkurrenz-Party“ am Bahnhofsvorplatz („After Work“). So wurde es eine „kleine, aber feine“ Erinnerungsfeier, also dennoch eine gelungene und beeindruckende Veranstaltung!