Eine Wanderung auf dem Kühkopf

17. Mai 2008

Europa-Reservat Kühkopf-Knoblochsaue

Das Europa-Reservat Kühkopf-Knoblochsaue im Kreis Groß-Gerau ist das größte Naturschutzgebiet in Hessen.

Teile des 2.440 Hektar großen Gebiets wurden bei der Rheinregulierung durch den hessischen Wasserbaudirektor Dr. Claus Kröncke 1828/1829 vom Hauptstrom getrennt. Bis 1945 gehörte das abgetrennte Gebiet zur Gemarkung Guntersblum. Der Grundbesitz blieb aber bei den Guntersblumer Landwirten. Mit der letzten Gierfähre über den Rhein konnten die Landwirte ihre Felder auf der (heutigen) Insel Kühkopf erreichen.

Die besondere ökologische Bedeutung wurde bereits vor über 50 Jahren erkannt und das Gebiet am 20. März 1952 unter Naturschutz gestellt. Mittlerweile trägt es das UNESCO-Prädikat „Europareservat“ und ist durch die Richtlinie „Flora, Fauna, Habitat“ der Europäischen Union zusätzlich geschützt.

Die ausgedehnten Sumpfgebiete in der Auenlandschaft mit Gras-, Schilf- und Hartholzgewächsen bieten einen Rast- und Brutplatz für zahlreiche Vogelarten.  Ein Dammbruch von 1983 wurde nicht behoben, die Landwirtschaft wurde aufgegeben und die Flächen sind regelmäßigen Überflutungen des Rheins ausgesetzt.

Die Binneninsel Kühkopf kann über die Fußgängerbrücke in Erfelden (Riedstadt) oder über die Brücke in Stockstadt am Rhein erreicht werden. Von dort aus sind auch das Hofgut Guntershausen und das angegliederte Informationszentrum bequem zu erreichen. Von der linksrheinischen Seite aus ist die Insel mit einer Personenfähre von Guntersblum aus zu erreichen. Diese verkehrt an Sonn- und Feiertagen von Ostern bis Ende Oktober von Guntersblum aus.

In der Knoblochsaue steht die Schwedensäule, die an den Rheinübergang des Schwedenkönigs Gustav Adolf am 7. September 1631 während des Dreißigjährigen Krieges erinnert.

Auf dem Kühkopf wurde bis 1994 Erdöl gefördert. Zur Erinnerung steht am Hofgut Guntershausen noch eine alte Ölförder-Pumpe, ein sogenannter „Pferdekopf“.

Kühkopf und Knoblochsaue - die Herkunft der Namen
Die karolingischen Herrschergeschlechter haben die hessischen Ländereien großzügig in Bannforste aufgeteilt. "Forst" bedeutete damals nicht "Wald", sondern "Königsland". Forste umfassten auch Siedlungen und landwirtschaftlich genutzte Flächen.
Der Kühkopf bildete das nordwestliche Ende des kaiserlichen Bannforstes Forehahi (Föhrenwald?), war also "Königsland". Die Halbinsel wies zudem annähernd die Form eines Kopfes auf. Der Kühkopf war also "Königsland" in Kopfform: Königsland-Kopf oder noch kürzer Königs-Kopf. König wurde im mittelhochdeutschen "künec" gesprochen. Künec-Kopf schliff sich im Laufe der Zeit ab zu "Kühkopf".
Die Knoblochsaue trägt den Namen der Familie von Knobloch, der das Gebiet ende des 15.jahrunderts gehörte.

 

Es gibt noch einen zweiten Kühkopf! Etwa 100 Kilometer vom Kühkopf im Kreis Groß-Gerau entfernt, gibt es kurz vor Koblenz noch einen Kühkopf. Es ist ein 382 Meter hoher Berg und wie es der Zufall will, liegt nahe dabei das "Forsthaus Kühkopf". Dieses steht einige Kilometer von Koblenz (Ortsteil Lay) entfernt, abseits der Hunsrückhöhenstraße (B 327) alleine im Wald, praktisch in der Mitte zwischen Mosel und Rhein. Erbaut wurde es in den Jahren 1843 bis 1845.

Urgeschichtliches bis Neuzeit
Bereits in erdgeschichtlich früher Zeit vor mehr als 30 Millionen Jahren begann im Alttertiär ein schmaler Graben zwischen dem dem heutigen Basel und Mainz in die Tiefe abzusinken. Diese Grabensenkung ging auch im Verlauf der mittleren und jüngeren Tertiärzeit weiter, während sich die Randgebiete (Taunus, Odenwald, Pfälzer Bergland, Donnersberg) gleichzeitig anhoben. In diesen Graben strömte zunächst wohl Meerwasser ein. Von ihm stammen beispielsweise vermutlich die Kalilager in Südbaden und im Elsaß. Später wurde mit der Hebung der Randgebiete der Zustrom von Meerwasser abgeschnitten und dieser frühere Meeresarm wurde im Laufe der Jahrmillionen zu einem Süßwassersee, der sich allmählich mit den Ablagerungen der einfließenden Ströme, Flüsse und Bäche auffüllte. Bei den damals mindestens subtropischen Klima entwickelte sich ein ungemein reiches Tier- und Pflanzenleben in diesen warmen Gewässern. Aus den Sinkstoffen dieser Organismen sind die Erdöl- und Erdgaslager in der Tiefe der Oberrheinebene entstanden. in dem nachflogenden Erdzeitalter des Diluviums, gekennzeichnet durch mehrere Eiszeiten, war ais dem einstigen Meer und späteren Binnensee im nördlichen Teil des Oberrheingrabens eine versumpfte Landschaft von tundraähnlichem Charakter entstanden, durchflossen vom Rhein und von den heutigen Flüssen Neckar und Main, die damals in vielen Mündungsarmen, etwa in der Gegend des heutigen Trebur, gemeinsam in den Rhein strömten. Hier in einer fast undurchdringlichen Wildnis von Wald, Wasser, Sumpf, Moor und Schilfbeständen fanden zahlreiche Großtiere der Vorzeit (u.a. Höhlenbären, Mammut, Rhinozeros [2 Arten], Wildpferd, Riesenhirsch, Breitstirnelch, eine Art Maralhirsch, Rentier, Auerochs, Wisent, Bison) ideale Lebensbedingungen. Heute sind die meisten von ihnen ausgestorben. Eine sehenswerte und außerordentlich reiche Sammlung von Zeugen dieser diluvialen Tierwelt hat der ehemalige Bürgermeister Philipp Schäfer (1893-1974) in dem Erfelder Heimatmuseum zusammengetragen und ausgestellt. Dazu kommen noch viele Funde aus der Vor- und Frühgeschichte des Mensche und aus der Jungsteinzeit. Nach dem Ende der letzten Eiszeit vor rund 12000 Jahren dürfte etwa vor 6000 Jahren der Mensch aus dem Gebiet der heutigen Neckarmündung in unserem Raum eingewandert sein. Man kann aus den Funden dieser Jungsteinzeit (etwas 3500 bis 2500 v. Chr.) schließen, dass es sich bereits um Bauern gehandelt hat, wenngleich sie sicher einen großen Teil ihres Lebensunterhaltes aus dem Wild- und Fischreichtum bezogen. In der nachfolgenden Bronzezeit und der anschließenden Eisenzeit drangen Angehörige anderer Völker und Kulturen ein, wie aus Bodenfunden belegt ist. Etwa 500 v. Chr. mögen es die Kelten gewesen sein, die um die Zeitenwende hier mit den von Westen her kommenden Römern zusammenstießen. Im Verlauf des 1. Jahrhunderts nach Christus waren die Germanen in unserem Raum. Von dem Vorort der römischen Herrschaft am Oberrhein, von Mainz, wurden Brückenköpfe auch auf dem rechtsrheinischen Gebiet angelegt und eine Anzahl größerer Gutshöfe errichtet. Im Zuge der Völkerwanderung waren zunächst die Alemannen Herren des Gebietes und diese wurden wiederum nach der Schlacht bei Zülpich im Jahre 496 nach Christus von den Franken verdrängt. Diese blieben nun an die Herren des Gebietes. Unter ihrer Herrschaft entwickelte sich im Laufe der folgenden Jahrhunderte die heutige Siedlungsform.

 

Hier nun einige Bilder, die den Daheimgebliebenen zeigen sollen, wie unsere kleine Wanderung im Einzelnen abgelaufen ist:
Der Parkplatz in Erfelden, wo wir unsere Autos abstellten, liegt direkt bei der Fußgängerbrücke, die uns über den Altrhein führt. Bereits hier beginnen wir uns auf die Zeit nach der Wanderung zu freuen, denn die diversen Gasthöfe in Erfelden und auf dem Kühkopf versprechen deftige Mahlzeiten.


Hier nun einige Stimmungsbilder von der Wanderung:

 


Zuhause angekommen, wurde gleich das GPS ausgewertet. Es zeigte uns recht genau den Weg, den wir gewandert waren, und die genaue Weglänge: recht genau 14km (!) betrug unsere Wegstrecke. Jetzt versteht man auch, wieso uns das große, frische Pils im Forsthaus Kühkopf so gut schmeckte . . . .